(K)Ein Espresso, bitte

Nachdem ich einige Male am Lago Maggiore Urlaub gemacht, auch den Ortasee besucht hatte, wollte ich endlich einmal den Comer See kennenlernen. Einige Italienurlauber behaupten ja, er sei der schönste See von allen. Da muss auf jeden Fall etwas dran sein, dachte ich, denn ich hatte des Öfteren gelesen, dass viele reiche, berühmte Persönlichkeiten dort ihr Feriendomizil haben.

In einer vom gemeinen Volk abgeschirmten Villa mit Seezugang in Laglio, einem idyllischen, pittoresken kleinen Ort, wohnt zum Beispiel George Clooney. Der Bürgermeister hat angeordnet, dass Unbefugte, die sich seinem Anwesen auf unter 100 Meter nähern, mit Strafen bis zu 500 Euro belegt werden.

Dort hatte ich mir eine kleine Ferienwohnung gemietet, war gar nicht so teuer.

Eines Morgens, ich saß gerade beim Frühstück, klingelte es an der Haustür. Und wer stand direkt vor meiner Nase, als ich die Tür öffnete? George Clooney!

Ich sagte "Hello", um nicht mit einem "Boungiorno" italienische Sprachkenntnisse vorzutäuschen, und Clooney sprach mich auch sofort auf Englisch an. Da ich Anglistik studiert habe, verstand ich jedes einzelne Wort sehr genau und übersetze hier für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, alles, was er gesagt hat, professionell ins Deutsche.

Er sagte: "Entschuldigen sie bitte vielmals, aber sie haben in ihrer Ferienwohnung doch sicher einen traditionellen italienischen Espressokocher, für den man nicht einmal Filtertüten braucht, bei dem keine Abfälle wie bei einer Pad- oder Kapselmaschine entstehen. Ich möchte nämlich keinen Nespresso, diesen Kaffee in Kapseln, diese Umweltsauerei. Die so etwas trinken, produzieren jährlich einen Leichtmetallgürtel, der eineinhalbmal um die Erde reicht. Um das notwendige Aluminium zu gewinnen, fällt tonnenweise Rotschlamm an. Der ist hochgiftig und hat schon einige Flüsse verseucht."

Meine Antwort, entschuldigen Sie bitte vielmals, liebe Leserin, lieber Leser, übersetze ich NICHT für Sie ins Deutsche.

Mit einem kurzen, nachhaltigen "Fuck off!" schlug ich ihm die Tür vor der Nase zu.

Anschließend rief ich den Bürgermeister von Laglio an. Ich bat ihn dafür zu sorgen, dass George Clooney sich meiner Ferienwohnung nicht unter 500 Meter nähern darf.


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